Die Partei «die Mitte» und der Verein «Rorschach Plus» dankt dem Stadtrat für die fristgerechte Beantwortung der Petitionsfragen. Wir erachten unsere Stellungnahme zur stadträtlichen Antwort als kritisch konstruktiven Beitrag für eine zukünftige Arealentwicklung Seeufer Ost. Wir stellen uns auf folgende Standpunkte.
Investitionen in den üblichen Unterhalt, so dass das Strandbad Rorschach auch weiterhin in einem zeitgemässen und sicheren Zustand betrieben werden kann, sind nachvollziehbar und richtig, sollen aber eine visionäre Weiterentwicklung des Areals für beide Gemeinden auch nicht verhindern oder bremsen.
Bestrebungen der Stadt, die Entwicklung im Zentrum zu fördern, und die Ressourcen dort einzusetzen (Verdichtung, Konkurrenz zu Nachbargemeinden) sind plausibel, schliessen aber einen ergebnisoffenen und weiterführenden Prozess für das Areals Seeufer-Ost nicht aus. Insbesondere die Tatsache, dass der Kern Rorschachs vielerorts als schutzwürdig eingestuft wird, dürfte Entwicklungen erschweren.
Über die angedachten Ideen im Vorprojekt Staufer Hasler und mögliche weitere, noch zu eruierende Ideen für die Arealentwicklung sollen im Rahmen des von der Stadt geplanten Mitwirkungsverfahrens diskutiert werden.
Die Zusammenarbeit mit Rorschacherberg für eine gemeinsame Entwicklung wird begrüsst.
Der Kredit aus dem Budget 2022 von 500’000 Fr. soll für eine ordentliche Weiterführung des Badebetriebs und selbstverständlich für die Gewährleistung der Sicherheit verwendet werden können. Genau zu klären ist aber, was dazu wirklich notwendig ist. Die Verwässerung von «betrieblich notwendigen Massnahmen» und «Sanierungsmassnahmen» soll vermieden werden. Die geplanten Investitionskredite nehmen gemäss Stadtinfo Rücksicht auf das Ergebnis des Mitwirkungsverfahren Seeufer Ost.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Ausgangslage «Seeufer-Ost» einer kurzfristigen und einer mittel bis langfristigen Perspektive bedarf. Aus kurzfristiger Perspektive weist die Antwort des Stadtrates nachvollziehbare Inhalte auf. Der Stadtrat lässt aber in seinen Überlegungen eine mittel- bis langfristige Strategie, welcher das gesamte Areal zugrunde liegt, vermissen. Das Gebiet Seeufer Ost hat für beide Gemeinden auf Grund der Lage enormes Potential, auch für ein überregionales Zielpublikum. Die Antwort des Stadtrates ist kurzfristig und lokal orientiert und begründet.
Müsste der Ansatz nicht umgekehrt sein, dass aus einer visionären, mittelfristigen Entwicklungsidee nachfolgend die kurzfristigen Schritte abgeleitet werden? Die Sanierung des Strandbades und die Arealentwicklung «Schlachthof» wird in der Stellungnahme der Stadt getrennt gedacht. Dies kann kurzfristig Sinn machen, kann aber ebenso eine gesamtheitliche Entwicklung des Areals verhindern. Diesem Aspekt ist die nötige Wichtigkeit beizumessen.
Ein Mitwirkungsverfahren als wichtiger Schritt im weiteren Entwicklungsprozess ist für den 29. April 2023 geplant. Eine gesamtheitliche Betrachtung der von der Stadt bewerteten Ideenskizzen von Staufer Hasler wäre angemessen. Transparente Kriterien sollen der Bewertung bestehender und neuer Ideen zu Grunde liegen und über den weiteren Planungsprozess entscheiden. Der gegenwertige Informationsstand der Bevölkerung ist noch ungenügend. Die bisherigen Antworten des Stadtrates sind noch zu wenig nachvollziehbar und zu intransparent. Die angedachten Entwicklungspotentiale der Vorstudie können verworfen, weitergeführt, ergänzt
oder erneuert werden. Die Petitionäre sind der Meinung, dass es diese adäquate Gesamtsicht braucht, welche einerseits der inhaltlichen Tiefe der umfassenden Vorstudie und dem Potential des Areals gerecht wird. Ohne diese Gesamtsicht, ohne breiter abgestützten Diskurs und ohne mögliche alternative Gegenthesen bzw. weiteren möglichen Ideen, wird man der umfassenden Vorstudie und letzten Endes dem grundsätzlichen Potential dieses Areals nicht gerecht! Das wäre eine verpasste Chance.
Erst danach kann von der Stadt und der Bevölkerung beurteilt werden, welche Entwicklungsprozesse für das Areal Seeufer Ost weiterzuverfolgen und wünschenswert sind. Die notwendigen Projektgelder für eine professionelle Gegenthese zu Staufer Hasler sollen in beiden Gemeinden beantragt werden. Verschiedene Ideen sollen im Wettbewerb gegeneinander antreten können und der Bevölkerung beider Gemeinden präsentiert werden. Bietet nicht gerade das Areal Seeufer Ost eine einzigartige Chance, Begeisterung für ein mutiges und gemeinsames Projekt in der Bevölkerung zu entfachen?
Die Entwicklung der Region geht mit oder ohne Gemeindefusionen klar weiter. Der geplante Seeuferweg soll längerfristig nicht im öden Schlachthofgebiet enden. Die überregionale Zentrumsfunktion wird sich mit steigender Attraktivität der Stadt weiter steigern. Der Seeuferweg, die geplanten Wohnprojekte in und um Rorschach, aber auch die Lancierung des Autobahnanschlusses verstärken diese Entwicklung und sind bereits in vollem Gange. Das Bevölkerungswachstum in der Region bietet neue Chancen! Diesen Tatsachen gilt es auch
bei der Entwicklung des Seeufer Ost Rechnung zu tragen. Die Lage ist attraktiv und liegt bezüglich ÖV-Anschluss äusserst vielversprechend. Gerade auch deshalb sollen auch mutige Ideen Platz finden. Dazu gehört primär ein grosszügig gedachtes Strandbad mit überregionaler Ausstrahlung und einladendem Ambiente, welches noch stärker Badetouristen, Fahrradtouristen oder Wassersporttouristen anlocken soll. Mittels «ClusterDenken» wird so auch der Kern von Rorschach belebt und das lokale Gewerbe gestärkt. Die Tendenz zu längeren und heisseren Sommern unterstützt das Bedürfnis nach einem «mutigen Upgrade» des Areals zusätzlich.
Gerade auch für Stadt St. Gallerinnen und St. Galler liegt das Areal Seeufer Ost in einem idealen Einzugsgebiet.
Zudem ist auch anzunehmen, dass sich aus touristischer Sicht ein Übernachtungskonzept für verschiedene Einkommensklassen lohnen würde. Selbstverständlich ist für uns in der Entwicklung und Bewertung von möglichen Ideen auch, dass den ökologischen Aspekten die nötige Wichtigkeit beigemessen wird. Auch braucht es keine überdimensionierten Projekte, welche in der Vergangenheit schon zu reden gaben.
Unsere Haltung ist ergebnisoffen. Wir fordern aber als Folge der Vorstudie eine nachvollziehbare Gesamtsicht von Seiten der Stadt und der Gemeinde Rorschacherberg und vor allem weiterführende Bemühungen für eine mittel- bis langfristige Entwicklung des gesamten Areals. Hierzu ist wohl eine Wettbewerbsform für neue, frische Ideen und Konzepte unumgänglich.
Heutige Investitionen ins Strandbad dürfen die Gesamtentwicklung des Gebiets Seeufer Ost nicht beeinträchtigen. Als Folge sind auch weitere relevante Akteure zu involvieren, welche für einen gelingenden Entwicklungsprozess «blinde Flecken» aufdecken und neues Knowhow beisteuern können. Dieser Prozess soll nun gestartet werden. Über den Projektstand soll die einberufende Projektgruppe beider Gemeinden transparent informieren. Entwicklung braucht Zeit, umso wichtiger ist aber, dass der Entwicklungsprozess heute schon angegangen wird.
Die Chance, für eines von beiden Gemeinden gemeinsam realisiertes Projekt, ist einzigartig!